Jeep nennt die zweite Auflage des Jeep Compass „urbaner“. Auch ein Blick auf das völlig veränderte Design zeigt, wen sich die Amerikaner unter der Ägide des neuen Besitzers Fiat als Gegner im Markt ausgesucht haben: Die RAV4 und VW Tiguan dieser Welt. Den Jeep wird es in Zukunft sogar wahlweise mit Frontantrieb geben, damit nicht nur die Gelände-Freaks, sondern auch die Asphaltcowboys von ihm angesprochen werden, für die ein SUV auf die Straße und nicht in den Schlamm gehört.
Der neue Compass wirkt mit der neuen Linie wie ein kleiner Grand Cherokee. Vorbei die Zeiten des betont eckigen, markigen Aussehens, dem man die militärische Tradition der Marke ansah. Der Compass kommt gefälliger daher, wie es sich für ein modernes SUV gehört. Das soll schließlich seinen Besitzer von den Fahrern normaler Limousinen abheben – im Wortsinne wegen der höheren Sitzposition und im übertragenen Sinn als Ausdruck der eigenen Individualität. Diese Aufgabe meistert der neue Compass mit dem typischen Jeep-Gesicht und einer eleganteren Linienführung.
Zur neuen Optik gesellen sich auch neue Motoren: ein 2,2-Liter-Vierzylinder Diesel in zwei Leistungsstufen und ein Zwei-Liter-Benziner. Der Benziner leistet 115 kW / 156 PS und bietet ein maximales Drehmoment von 190 Newtonmeter (Nm). Die beiden Diesel stammen noch vom ehemaligen Besitzer Daimler, was nun wirklich keinen Nachteil bedeutet. Sie leisten 100 kW / 136 PS oder 120 kW / 163 PS; das maximale Drehmoment liegt bei 320 Nm. 6,1 Liter bzw. 6,8 Liter brauchen die beiden Diesel (im Schnitt nach EU-Norm). Das entspricht 161 Gramm bzw. 172 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer. Der neue Benziner wird mit 7,6 Litern und 175 g/km angegeben. Außerdem steht noch der bekannte 2,4-Liter-Benziner zur Wahl, der auch mit einer Sechs-Gang-Automatik (CVT) gekoppelt werden kann. Serie bei den Benzinern ist eine Fünf-Gang-Schaltung, bei den Dieseln ein Sechs-Gang-Getriebe.
Angeboten werden zwei Modelle: das Modell Sport mit 17-Zoll-Leichtmetallrädern, die Version Limited mit 18-Zoll-Rädern, ebenfalls aus Leichtmetall. Die Sitze im Sport werden mit Stoff bezogen, die im Limited mit Leder, was dem Seitenhalt in Kurven bei diesen Sitzen nicht eben fördert. Insgesamt hat sich auch der Innenraum des neuen Compass vom eher eckigen Design und den einfacheren Materialien gelöst. Abgerundete Oberflächen, die sich auch angenehm anfassen, gepolsterte Türverkleidungen, Mittelarmlehne, ein neues Multifunktionslenkrad und die Klimaanlage verbreiten den Hauch von Luxus, den man hierzulande erwartet.
Die Lehne des Beifahrersitzes lässt sich zu einem Tisch umklappen, die Neigung der Lehne des Rücksitzbank kann verstellt und im Verhältnis 60:40 oder ganz umgeklappt werden. Dann entsteht ein fast ebener Ladeboden. Der neue Compass bemüht sich also erkennbar um Flexibilität. Mit dem umfassenden Programm für Zusatzausstattungen lässt er sich aufrüsten bis hin zur Infotainment-Anlage mit allen möglichen Anschlüssen und sechs Boston-Acoustis-Lautsprechern, einem Subwoofer und zwei Lautsprechern in der Heckklappe, die sich zur Umfeldbeschallung herausklappen lassen.
Wir fuhren die Version mit Allradantrieb (Freedom Drive 1) – allerdings nur auf der Straße, denn wir glauben jedem allradgetriebenen Jeep, dass er sich im Gelände prächtig bewegen lässt. Deswegen wollten wir unsere kurze Bekanntschaft dazu nutzen, den Fortschritt auf Asphalt zu erleben. Wir erlebten eine satte Traktion, obwohl auch der allradgetriebene Compass im Normalbetrieb als Fronttriebler arbeitet. Der Allradantrieb weist der Hinterachse dann Moment automatisch und schnell zu, wenn die Elektronik den Bedarf erkennt. Das ist auf der Geraden und in Kurven spürbar, und wird sich erst recht bei schwierigen Untergründen auszahlen.
Die Federung fällt beim Neuen deutlich komfortabler aus als beim bisherigen Compass. Auch die Lenkung arbeitet präziser. Aber noch hat Jeep, verglichen mit seinen japanischen und deutschen Wettbewerbern, beim Compass Optimierungsspielraum. (ampnet/Sm)
Daten Jeep Compass Sport 2.2 CRD
Länge x Breite x Höhe (m): 4,65 x 1,88 x 1,66
Motor: Vierzylinder-Diesel2143 ccm, Common Rail-Direkteinspritzung
Leistung: 100 kW / 136 PS von 3600 bis 4200 U/min
Max. Drehmoment: 320 Nm zwischen 1400 und 2800 U/min
Leergewicht/Zuladung: 1460 bis 1575 kg / 437 bis 552 kg kg
Verbrauch (nach EU-Norm): 6,1 Liter
CO2-Emissionen: 161 g/km
Höchstgeschwindigkeit: 201 km/h
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 11,5 Sek.
Laderaumvolumen: 458 Liter, maximal 1269 Liter
Maximale Anhängelast (gebremst): 1500 kg
Räder / Reifen: 6, J x 17 / 215/60 R 17
Wendekreis 10,8 Meter
Basispreis: 27.300 Euro
Schön, das Sergio Marchionne das Label Jeep weiter in Europa leben lässt. Auch wenn es der „zweite Versuch“ des Compass ist – er wird denke ich weitaus mehr Käufer begeistern. Automatikgetriebe mit mehr Gängen als beim Vorgängermodell werden besser beim Kunden ankommen. Dazu ist er zu seinen Kontrahenten preislich durchaus attraktiv.
Wobei vom Style her eigentlich relativ wenig vom klassischen „Jeepdesign“ übrig geblieben ist. Er schaut wie ein 0815 SUV aus. BMW und die Amis haben die ganze Produktpalette revolutioniert.