Cadillac gehört zwar seit seiner Gründung zu den klangvollen Namen in der Welt des automobilen Luxus, war jedoch nicht immer auf der Erfolgsspur unterwegs. Inzwischen hat man sich wieder auf die klassischen Werte besonnen und liefert sauber verpackten Luxus und Exklusivität.
Aktuell ist die Marke mit dem Wappen von Antoine Laumet de la Mothe, Sieur de Cadillac, 1701 Gründer der Stadt Detroit, auf der Motorhaube eine äußerst exklusive Erscheinung auf deutschen Straßen. Bis September entschlossen sich dieses Jahr gerade 131 Bundesbürger zum Kauf eines Cadillac.
Um Aufwind in den Absatz zu bringen, rollen die Amerikaner jetzt ihre stärksten Waffen zu den Händlern. Die Modelle der V-Serie verstehen sich als Mitbewerber der etablierten Supersportler von Mercedes-AMG, BMW M und Audi RS. In der Tat sind die beiden jüngsten Vertreter aus der Detroiter Abteilung Leistungssport durchaus ernstzunehmende Vertreter der Gattung Hochleistungs-Sportwagen, die sich in den Körper eines Großserienmodells verirrt haben. Bereits nach dem Start zeigen die beiden als V-Modelle mit einem deutlich grollenden Motorsound, dass sie nicht spielen wollen, die beiden meinen es ernst, und nach dem ersten Tritt aufs Gaspedal machen sie deutlich, dass sie sich als echte Sportler verstehen. 346 kW / 470 PS beim ATS-V und 477 kW / 649 PS beim CTS-V wollen unterhalten werden und sorgen für einen gewaltigen Schub, der erst bei 304 km/h bzw. 320 km/h beendet ist. Von null bis 100 km/h vergehen weniger als vier Sekunden. „Der CTS-V ist das einzige Modell mit deutlich mehr als 300 km/h für weniger als 100.000 Euro“, erklärt ein Markensprecher nicht ohne Stolz.
Cadillac, eine Sänfte, ein plüschiger Oma- und Opa-Transporter? Die beiden V-Modelle demonstrieren, dass die Marke mit ihrer Vergangenheit gebrochen und eine dynamisch jugendliche Kundschaft ins Visier genommen hat. Mit Erfolg übrigens. „Das Durchschnittsalter unserer Kunden ist in den vergangenen Jahren deutlich gesunken“, erklärt Chefingenieur Tony Roma die Entwicklung. Beim Design hat Cadillac zu einer eigenen Formensprache gefunden, die mit markanten Stilelementen arbeitet und den Karosserien eine unmissverständliche Identität gibt. Im sportlich eng geschnittenen Innenraum herrscht eine sachliche Atmosphäre, wobei allerdings die Materialien angesichts der aufgerufenen Preise (ab 69.900 Euro für den ATS, 98.500 Euro für den CTS) etwas nobler hätten ausfallen dürfen.
Vor dem Fahrer breitet sich eine beachtliche Sammlung von Informationsquellen aus, die sich dank des Head-up-Display in komprimierter Form verfolgen lassen. Vor allem die Geschwindigkeit muss der Chauffeur stets im Blick haben, denn angesichts der spielend leichten Kraftentfaltung kann man schnell zum Punktesammler bei Blitzerstationen werden. Dazu trägt auch das Fahrwerk bei, dass der zusätzlichen Leistung stets freien Lauf lässt und scheinbar problemlos höhere Geschwindigkeiten zulässt, bis freilich auch beim Cadillac die Gesetze der Physik zuschlagen.
Dem Cadillac-V-Piloten stehen insgesamt vier Fahreinstellungen zur Verfügung: „Tour“ ist für die komfortbetonte Fahrweise gedacht, wobei sich aber auch hier die sportliche Fahrwerkabstimmung bemerkbar macht. Daneben stehen dem ambitionierten Fahrer noch „Sport“ und „Track“ zur Verfügung, wobei Track tatsächlich vor allem für die Rennstrecke gedacht ist. „Mit unseren V-Modellen können unsere Kunden ohne weitere Modifikationen auf die Rennstrecke gehen und danach zum Shoppen fahren“, erklärt ein Cadillac-Sprecher. Vielleicht sollte man aber vorher doch die Dusche aufsuchen. „Schnee und Eis“ schließlich sind für winterliche Fahrbedingungen gekoppelt. Als Kraftübertragung wählten die Techniker in Detroit eine hauseigene Acht-Gang-Automatik, die für einen problemlosen Transport der Leistung an die Hinterräder sorgt.
Beide Hecktriebler V-Modelle sind sportlich abgestimmt, und auch in der Tour-Einstellung bleibt den Insassen der Straßenzustand nicht verborgen. Dämpfung und Federung reagieren dabei nicht unangenehm hart, sondern knackig sportlich, und beim CTS-V unterstreichen die eng anliegenden (optionalen) Recaro-Sitze zusätzlich den sportlich ambitionierten Charakter. Für den eher nach Komfort suchenden Reisenden ist daher der ATS-V als Limousine und Coupé die bessere Wahl.
Die beiden Sportler sind der Auftakt zu einer Expansion der Marke. „In den kommenden Jahren werden wir acht neue Modelle auf den Markt bringen, darunter auch Diesel-Versionen“, beschreibt Cadillac-Europachef Andreas Schaaf die Strategie seines Unternehmens. Als erste Vorboten werden im kommenden Jahr die Luxuslimousine CT6 und der kompakte Crossover XT5 an den Start gehen. Mit dem 5,25 Meter langen CT6 knüpft Cadillac wieder an die ruhmreiche Vergangenheit an, als die Marke mit Präsidenten und Königen in Verbindung gebracht wurde. Das ambitionierte Ziel ist dabei unmissverständlich: „Wir wollen nicht die Größten, sondern die Besten sein“, macht Schaaf deutlich. (ampnet/ww)
Daten Cadillac ATS-V (Coupe)
Länge x Breite x Höhe (m): 4,69 x 1,83 (1,85) x 1,44 (1,40)
Radstand (m): 2,77
Motor: V6-Benziner, 3564 ccm
Leistung: 346 kW / 470 PS bei 5850 U/min
Max. Drehmoment: 643 Nm bei 3500 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 304 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 3,9 Sek.
Verbrauch (Durchschnitt nach EU-Norm): 11,4 Liter
CO2-Emissionen: 265 (260) g/km
Leergewicht / Zuladung: 1777 (1768) kg /423 (352) kg
Kofferraumvolumen: 295 Liter
Preis: 69.900 (72.500) Euro
Daten Cadillac CTS-V
Länge x Breite x Höhe (m): 5,01 x 2,08 x 1,44
Radstand (m): 2,91
Motor: V8-Benziner, 6162 ccm
Leistung: 477 kW / 649 PS bei 6400 U/min
Max. Drehmoment: 855 Nm bei 3600 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 320 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 3,7 Sek.
Verbrauch (Durchschnitt nach EU-Norm): 13,0 Liter
CO2-Emissionen: 298 g/km
Leergewicht / Zuladung: 1925 kg / 425 kg
Kofferraumvolumen: 388 Liter
Preis: 98.500 Euro