Starke Worte wählte Daimler- und Mercedes-Benz-Chef Dieter Zetsche beim ersten Messe-Auftritt der neuen A-Klasse: „A wie Angriff“, sagte er, um der Welt zu zeigen, dass die neue A-Klasse aber auch so gar nichts mehr mit der alten zu tun hat. Er verkündete damit das Ende der vielen Jahre, in denen die Stuttgarter mit einem Minivan aus den 90gern gegen die Premium- Kompakten aus München oder Ingolstadt antraten. In der neuen Zeitrechnung steht das A auch für Anfang, für einen Neuanfang mit einem spektakulären und aggressiv sportlich gestalteten kleinen Benz.
Mehr als 50 Prozent Eroberungsrate sagt Mercedes-Benz-Vertriebschef Joachim Schmidt der A-Klasse voraus und erinnert an seine Ankündigung, mit einer Frontantriebs-Familie von fünf Modellen dazu beizutragen, Mercedes-Benz bis 2020 auf die Position 1 der Premium-Hersteller zurückzubringen. Von der A-Klasse wird es im kommenden Frühjahr ein Coupé geben, den Mercedes-Benz CLA. Auch ein SUV wird kommen, und auch AMG wird eine heiße A-Klasse beitragen, den A 45 AMG. Der soll den stärksten Zwei-Liter-Benziner mit AMG-Fahrwerk und Allradantrieb zusammenbringen und – so Schmidt – zu einem „für AMG erschwinglichen Preis“ zu haben sein.
Bis dahin stellt der A 250 Sport mit 155 kW / 211 PS und AMG-Optik innen wie außen das obere Ende des Leistungsspektrum dar, aber mit 36 860,25 Euro auch das obere Ende der Preisskala. Die beginnt mit 23 978,50 Euro für den A 180 Blue Efficiency mit einem 1,6-Liter-Benziner von 90 kW / 122 PS. Beim Preis ist das Premiumniveau also schon erreicht. Mit den Varianten „Style“, „Urban“ und „Sport“ und einer umfangreichen Liste von Zusatzausstattungen bleibt viel Luft oberhalb der Basispreise.
Insgesamt drei Benziner stehen zur Wahl: Noch ein zweiter 1,6 Liter mit 115 kW / 156 PS. Beide stammen aus der Zusammenarbeit mit Renault. Dazu kommen ein Zwei-Liter-Vierzylinder mit 155 kW / 211 PS im A 250 und im A 250 Sport. Die kleinen Benziner werden mit einem Sechs-Gang-Getriebe gekoppelt, der Zwei-Liter mit dem Sieben-Gang-Doppelkupplungsgetriebe 7G-DCT.
Beim Zwei-Liter bietet Mercedes-Benz ein Drehmoment, das so manchen Diesel in dieser Klasse alt aussehen lässt: Das maximale und für einen Benziner dieser Klasse erstaunlich hohe Drehmoment von 350 Newtonmetern entwickelt er zwischen 1200 und 4000 Umdrehungen pro Minute. Und auch sein Normverbrauch (nach EU-Norm) von 6,4 Litern auf 100 km lässt aufhorchen. Der Benziner lernt immer noch dazu.
Zu den Benzinern gesellen sich zwei Diesel, einer mit 1,5 Liter Hubraum und 80 kW / 109 PS, der mit Handschalter oder DSG angeboten (A 180 CDI Blue Efficiency) wird sowie ein 1,8-Liter-Diesel mit 100 kW / 136 PS (A200 CDI Blue Efficiency). Der kleinere Diesel schafft beim Verbrauch die 3 vor dem Komma und bleibt bei den Kohlendioxidemissionen mit 98 Gramm pro Kilometer auf der vorbildlichen Seite.
Alle Motoren verbrauchen auch dank Start-Stopp-System deutlich weniger als ihre Vorgänger. Aber angemessen niedrige Verbrauchs- und Leistungsdaten setzen die Autokäufer heute bei den Produkten aus Stuttgart voraus. Den Erfolg im Markt sollen andere Eigenschaften des Neuen bringen. Man darf annehmen, dass er nicht allzu viele Käufer der alten A-Klasse auf seine Seite ziehen kann. Die hatte sich als Fahrzeug für die Generation profiliert, die hoch sitzen und den Stern besitzen wollte.
Von hoch sitzen kann bei der neuen A-Klasse keine Rede sein. Das wurde schon bei den ersten Fotos deutlich. Der bisherigen Zielgruppe hat Mercedes-Benz die B-Klasse zugedacht. Vermutlich werden sich nur Rentner mir Rennlizenz für die neue erwärmen können. Also haben die Stuttgarter jetzt die Jungen im Visier. Das zeigt schon das äußere Erscheinungsbild.
Mehr Design war selten. Mercedes-Benz hat alle Chancen der nicht einmal 4,30 Meter langen Karosserie genutzt, um sich den Jungen als progressiv und trendig zu präsentieren. Das Gesicht kennt man im Prinzip schon von den Sportlichen bei Mercedes-Benz. Für die A-Klasse wurde es noch einmal feiner modelliert. Der steil stehender Grill mit dem dominanten Stern, die großen Lufteinlässe, die weit in die Seite hineingezogenen Scheinwerfer und die breiten Radhäuser lassen Schnelles erwarten. Dieser Eindruck wird noch verstärkt von der hochgewölbten, profilierten Motorhaube.
An der Seite sprechen Schweller, Charakterlinie von der Scheinwerferecke bis zum Heck und die deutlich ansteigende Sicke an der Seite, die in breiten Schultern endet, unterstreichen den dynamischen Auftritt wie die niedrigen Fensterflächen an der Seite und hinten. Dazu passen bei den starken Versionen der ausgeprägte Diffusoreinsatz und zwei senkrechte Radhausentlüftungen am Heck. Trotz der vielen Sicken, Kanten und Linien haben die Aerodynamiker der A-Klasse einen Klassenrekord mit auf den Weg gegeben. Der Luftwiderstandsbeiwert liegt bei 0,27.
Innen setzt sich dieser Anspruch fort. Die Armaturentafel dominieren fünf große Lüfteröffnungen, wie wir sie seit dem Supersportwagen SLS kennen. Sportlich geschnittene Sitze, ein dickes Lederlenkrad mit Funktionstasten Chronometer-Anzeigen im Blickfeld und ein aufgesetzter großer Flachbildschirm in der Mitte des Armaturenträgers, metallische Oberflächen bei den Umrandungen sorgen für einen sportlichen Gesamteindruck.
Aber Sportlichkeit ist heute eben nicht mehr alles. Konnektivität zählt zumindest auch. Deswegen nennt Mercedes-Benz die A-Klasse das „iPhone auf Rädern“, weist aber darauf hin, dass man sich auch um Android-Smartphones kümmern wird. Jetzt aber hat man erst einmal das iPhone in das Auto integriert, oder war es anders herum? Wer die kostenlose „Digital Drive Style App“ herunterlädt und sein iPhone andockt, ist „always on“. Die eigene Musik, Internet-Radio, Facebook-News und noch vieles mehr wird möglich bis hin zur Navigation per Smartphone mit internetbasierten Echtzeit-Verkehrsinformation, Online-Zielsuche und 3D-Karten. Entscheidet man sich für das Command-Online-Multimediasystem kommen noch viele Funktionen dazu, die auch per neuer Spracheingabe gesteuert werden können. Die A-Klasse zeigt sich den Wünschen nach ständiger Vernetzung voll gewachsen.
Doch Mercedes-Benz wäre nicht Mercedes-Benz, wenn die Stuttgarter ihrem neuen Stückzahlmodell nicht auch noch eine besondere Sicherheitstechnik mitgegeben hätten. Zum Zugriff auf die Komfort- und Sicherheitssysteme aus den höheren Fahrzeugklassen via Option kommen in der Serie die Müdigkeitserkennung und der Collision Prevention Assist. Von dem erwarten die Stuttgarter sich eine ebenso große Reduzierung der Unfallzahlen wie vom ESP. Der neue Assistent warnt auf der Basis des Radars im Bug optisch und akustisch vor erkannten Hindernissen und bereitet den Bremsassistenten vor. Tritt der Fahrer dann auf die Bremse, bremst der Wagen gerade so viel, dass er gerade noch vor dem Hindernis zum Stehen kommt. Der Hintermann hat damit die Chance, ebenfalls noch zu bremsen. (ampnet/Sm)