Kaum einer bemüht sich erfolgreicher als der Honda Civic, in der Limousinenversion wie ein zweitüriges, sportliches Coupé aufzutreten, obwohl der kompakte Japaner über vier Türen und eine große Heckklappe verfügt. Das entspricht voll und ganz der Tradition hinter dem Namen Civic. Einst trat er seine Karriere in Europa im Wettbewerb mit den normalen europäischen Kompakten an, um sich dann rasch aufs Sportliche zu besinnen und einen ganz eigenen Stil zu prägen.
Den besonderen Stil haben die Japaner beim Civic über die Jahre ausgebaut. Die Silhouette des Fünfsitzers mit Heckklappe steigt nach einem runden Bug sehr flach an und endet in einem hohen, runden Heck, das bei der zweiten Generation des VW Scirocco den Namen Kamm-Heck trug – nach dem verdienten Deutschen Aerodynamiker. Wie bei jenem Scirocco teilt auch beim aktuellen Civic der Heckspoiler die Heckscheibe. Die Seitenfenster wurden weit nach vorn gezogen, und die Fensterunterkanten ergeben einen kräftigen Keil.
Etwas Besonderes haben sich die Designer für die beiden hinteren Türen einfallen lassen. Ihr Griff wurde unsichtbar eingelassen in ein schwarzes Dreieck, das den Abschluss der Seitenfester bildet. So wirkt er eben – wie es sich für ein Coupé gehört – als Zweitürer. Nur Eingeweihte wissen es besser.
Eine so konsequente Gestaltung der Form hat natürlich auch Auswirkungen auf den Innenraum. So sitzen die A-Säulen der extrem flachen Frontscheibe sehr weit vorn, was den Überblick für den Fahrer nicht erleichtert und die Designer vor Herausforderungen stellt, weil zwischen Frontscheibe und Armaturentafel viel Fläche bleibt, die gestaltet werden will. Honda hat diese Aufgabe sehr eigenwillig gelöst und ein mehrstufiges Cockpit entwickelt, das sich die Beschreibung „spacig“ verdient.
Auf den Fahrer ausgerichtet finden sich in der oberen Ebene Displays für Bordcomputer und Infotainment. Im Blick des Fahrers hinter dem dreispeichigen Multifunktions-Lenkrad prangen ein großes Rundinstrument und weitere Anzeigen, die mit den weiter vorn liegenden Displays zusammen besonders bei Nacht ihre volle Pracht in Rot und Weiß erstrahlen lassen. Das erinnert stark an Autorenn-Computerspiele.
Dieser optische Anspruch auf Sportlichkeit wird unterstrichen durch die schwarzen Sitze, die auf den ersten Blick guten Seitenhalt versprechen und das Versprechen in der Praxis auch einhalten. Dazu passen die gelochten Alu-Pedale, die Alu-Fußablage und der kurze Knüppel der Sechs-Gang-Schaltung auf dem Mitteltunnel.
So weckt denn auch unser Textwagen mit dem schönen Beinamen „Sport“ einige Erwartungen. Die kann er halten; denn der Fahrer kann dank der vielen Verstellmöglichkeiten eine Sitzposition einnehmen, wie er sie bei einem sportlichen Wagen gewohnt ist. Alles passt: Schaltung und Lenkrad liegen gut in der Hand. Nur die Sicht nach hinten wird durch den Heckspoiler eingeengt. Aber wenig Sicht nach hinten – das kennt man ja von Sportwagen.
Startet man den 1,4-Liter-Vierzylinder, ist es mit dem sportlichen Eindruck aber nicht mehr so weit her. Zwar wieselt der Civic mit seiner direkten Lenkung und seinem straffen, aber nicht unkomfortablen Fahrwerk besonders gern um enge Kurven. Doch beim Herausbeschleunigen zeigt sich, was niemanden angesichts der Daten des Motors überraschen kann: Für wirkliches sportliches Fahren fehlt die Kraft.
Der Motor leistet 73 kW / 100 PS bei 6000 Umdrehungen pro Minute (U/min). Sein maximales Drehmoment von 127 Newtonmetern erreicht er bei 4800 U/min. Man muss den Schaltknüppel also schon häufig bewegen, wenn man in den hohen Drehzahlbereichen bleiben und möglichst viel Leistung abrufen will. So handgeschaltet braucht unser Civic 13 Sekunden von 0 auf 100 km/h und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 177 km/h. Mehr kann man bei 1240 Kilogramm Leergewicht wohl auch nicht erwarten.
Aber auch der Verbrauch (Durchschnitt nach EU-Norm) von 5,9 Litern Super auf 100 Kilometer passt zu diesem Motor. Diesen Schnitt wird man allerdings kaum erreichen, wenn man den Civic so fährt, wie es einem sein Stil nahelegt. In der Praxis brauchten wir gut sieben Liter.
Der Honda Civic 1.4 Sport stellt also wieder das dar, was ein Civic schon lange war: ein Auto mit einem besonderen Stil und mit einer fast kompletten Ausstattung in Sachen Sicherheit und Komfort zu einem akzeptablen Preis. Unser Testwagen steht mit einem Basispreis von 16 790 Euro in der Honda-Liste. Sein Komplettpreis mit allem, was diese Liste zu bieten hat, blieb immer noch unter 21 000 Euro. (ampnet/Sm)
Daten Honda Civic 1.4 Sport
Länge x Breite x Höhe (m): 4,26 x 1,77 x 1,46
Motor: Vierzylinder-Benziner, 1339 ccm
Leistung: 73 kW / 100 PS bei 6000 U/min
Max. Drehmoment: 127 Nm bei 4800 U/min
Leergewicht/Zuladung: 1257 kg/433 kg
Kofferraum: 456 Liter, erweiterbar
Wendekreis: 11,0 m
Reifen: 205/55 R 16 85H
Verbrauch (nach EU-Norm): Durchschnitt 5,9 Liter Super
Emissionen: 135 g CO2/km
Höchstgeschwindigkeit: 177 km/h
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 13 Sekunden
Basispreis: 16.790 Euro