Als 1996 zwölf Jahren der erste Ka auf den Straßen erschien, überraschte er Kunden und Autowelt. Ford, damals noch ein Hersteller mit Sinn fürs Kleinbürgerliche, stellte das Kleinwagen-Design komplett auf den Kopf und wurde dafür belohnt. Jetzt – zwölf Jahre und 1,3 Millionen Ka später – kommt der Nachfolger nicht ganz so revolutionär daher, aber immer noch frech, jung und unbeschwert, für unter 10.000 Euro in der einfachsten Version und mit mehr Möglichkeiten denn je, sein Aussehen gegen Aufpreis an den persönlichen Geschmack anzupassen.
Länger als sein Vorgänger fiel auch der neue Ka mit 3,62 Meter nicht aus, aber dafür um zehn Zentimeter höher, was natürlich dem Innenraum zugute kommt. Man sitzt höher und hat den besseren Überblick. Das wird nicht nur den treuen alten Ka-Freunden gefallen, sondern auch der neuen Zielgruppe unter den gut verdienenden jungen Menschen mit Hang zu Design, die Ford nun ansprechen möchte. Ausdrücklich lädt Ford-Chef Bernd Mattes auch die Männer ein, sich für den Ka zu interessieren. Er sei so fahraktiv, dass sie das Auto nicht nur den Damen überlassen sollten.
Der Herr kann sich für das Ausstattungspaket Grand Prix entscheiden mit breitem Rallyestreifen und Heckspoiler oder vielleicht für den Ka Digital in Schwarz mit neongrellen Applikationen außen und innen, während die Damen sich vielleicht doch eher für das Paket Tattoo mit passenden psychedelischen Ornamenten außen wie innen entscheiden. Auf jeden Fall wird ihnen die Wahl der richtigen Farbe nicht leicht fallen, denn Ford bietet davon zwölf, viele sehr auffällig und jugendlich. Wenn der Wagen so vor ihm stehe, erinnere er ihn manchmal an einen Smartie, entfuhr es dem Techniker bei der Präsentation des Ka, passend für die Zielgruppe der Jungen und Wilden auf Ibiza.
Zum Verkaufsstart des Ka im deutschen Handel am 14. Februar 2009 soll das alles bereits lieferbar sein, versicherte Mattes. Da werden die Verkäufer sicher ihren Spaß bei der Beratung haben, denn soviel Auswahl macht sicherlich alle Beteiligten süchtig. Das Spiel kann noch in diesem Jahr beginnen, weil viele Händler bereits vorher mit Vorführwagen ausgestattet sein werden.
Der neue Ka entstand in Kooperation mit Fiat. Er rollt vom selben Band im polnischen Tychy wie der Fiat 500. Dennoch zeigt er schon auf den ersten Blick einen anderen Charakter. Er sieht eben nicht aus wie die Wiedergeburt eines alten Bekannten. Nicht einmal der Ka-Schriftzeichen am Neuen erinnert noch an seinen Vorgänger. Der war noch ein Kleinwagen mit klassischem Konzept. Sein Nachfolger trägt die Züge eines Microvans: kurz, hoch, kompakt. Mit runder Schnauze und dem fürs neue Ford-Design typischen rautenförmigen Kühlergrill, weit in die Seiten hineingezogenen Mandelaugen, deutlichen Lippen um die Radhäuser und ausgeprägter Keillinie, unterstrichen von einer steil aufsteigenden Sicke, abgeschossen von einer runden Heckklappe und großen, runden Heckleuchten.
Innen erwartet einen als erster Blickfang eine betonte Mittelkonsole. Auch die lässt sich in vielen Farben variieren, passend zu den Polstern, den Armaturenträger, dem Lenkrad und den Türverkleidungen. Die Mittelkonsole trägt auch den hochgesetzten Schaltknüppel der Fünf-Gang-Schaltung. Konsole und der Schwung der Armaturentafel auf der Beifahrerseite hin zur Windschutzscheibe unterstreichen das Raumangebot – man hat nicht nur nach oben Platz. Hinten bleibt für die Passagiere Nummer drei und vier natürlich so viel Platz, wie man es heute bei einem Kleinwagen dieser Klasse erwarten darf. Für Einkauf oder Gepäck darf man sich aber auf 20 Prozent mehr freuen, nämlich auf jetzt 224 Liter und wieder eine geteilt umklappbare Rücksitzbank.
Um etwa denselben Prozentsatz, um den der Laderaum wuchs, nahm der Durst ab. Mit im Durchschnitt (nach EU-Norm) 5,1 Liter auf 100 km soll der 1,2 Liter-Benziner mit 51 kW / 69 PS nun auskommen. Erstmals bietet Ford in dieser Klasse auch einen Dieselmotor an, dem man aber nicht mehr als acht Prozent Anteil am Ka-Verkauf zutraut. Der soll sich mit 1,3 Litern Hubraum und 55 kW / 75 PS sogar mit nur 4,2 Litern zufrieden geben. Beide Motoren liegen unter der inzwischen magischen Grenze von 120 Gramm Kohlendioxidemission pro Kilometer. Eine Econetic-Variante mit weniger als 100 Gramm soll folgen; stärkere Motoren sind aber zur Zeit nicht geplant.
In 13,1 Sekunden beschleunigen beide Motoren den Ka auf 100 km/h, die Spitzengeschwindigkeit liegt bei 160 km/h. Der Diesel-Ka benimmt sich wegen seinem maximalen Drehmoment von 145 Newtonmetern (Nm) zwischen 1500 und 3500 Umdrehungen pro Minute (U/min) spritziger und lässt auch schaltfauler fahren als der Benziner mit 102 Nm bei 3000 U/min. Der braucht Drehzahl, wenn man Leistung spüren will.Beim Ka haben die anerkannt guten Fahrwerksexperten von Ford sich gegenüber dem Fiat zwei wesentliche Änderungen einfallen lassen. Ein Stabilisator an der Vorderachse soll das Wanken einschränken und so die Federn von der Aufgabe entlasten, den Ka in Kurven waagerecht zu halten. Deswegen konnten weichere Federn verwendet werden, die ein stärkeres Einfedern erlauben. Die Dämpfung allerdings wurde straff ausgelegt. Das Fahrwerks und die leichtgängigen wie präzise Elektro-Servolenkung vermitteln dem Fahrer einen guten Kontakt zur Fahrbahn. Bernd Mattes ist von den Fahrwerkqualitäten so überzeugt, dass die Basisversionen Trend oder Titanium serienmäßig nicht mit Schleuderschutz ausgestattet werden: „Das Fahrwerk ist so sicher, dass man ESP in der Stadt nicht braucht.“ Sofern es nicht regnet und die Winter schnee- und eisfrei bleiben, mag das stimmen, wenn der Fahrer die Situation beherrscht.
22.000 der insgesamt 2009 geplanten Ka-Produktion will Ford in Deutschland verkaufen. Man traut es dem Kleinen zu, viele alte Freunde bei der Stange zu halten und neue zu gewinnen. Denn Ford hat nicht nur ein rundum neues Programm bei den Kompakten und jetzt auch bei den ganz kompakten, sondern auch noch das Glück, dass der Markt mitspielt. Der Anteil der Fahrzeuge des Sub-B-Segments, zu dem der Ka zählt, hat sich in Deutschland in diesem Jahr um 18 Prozent vergrößert.
Die Preise werden den Erfolg kaum einbremsen. Der Ka Trend mit dem Benzinmotor kostet 9.750 Euro. Die 10.000-Euro-Grenze war es wohl, der die Serienausstattung mit ESP zum Opfer fiel. Als Zusatzausstattung kostet der elektronische Lebensretter 360 Euro. So viel sollte einem die der Sicherheitsgewinn schon wert sein, selbst, wenn man dafür auf einen Rallyeaufkleber verzichten muss. Der Preis für den Diesel beginnt bei 11.750 Euro. Die Topausstattung Titanium kostet jeweils einen Tausender mehr. (ar/Sm)