Konzerninterner Wettbewerb belebt das Geschäft, auch wenn sich die Marken unter dem gemeinsamen Dach deutlich gegeneinander abgrenzen. Im Wolfsburger Konzern ist der Golf – der Kern der Marke Volkswagen – gesetzt als gediegene Moderne. Der Seat Leon tummelt sich auch in seiner neusten Version im Markt wieder als frischer Zeitgenosse mit Herz für die Jugend, während der Skoda Octavia sich auf einmal nicht mehr neben den Golf setzt, sondern darüber.
Es sind nicht nur die rund 40 Zentimeter mehr Länge, die den Skoda Octavia so viel größer wirken lassen als den Golf, es sind die Proportionen, die ihn wie ein Mitglied einer höheren Auto-Klasse als der ihm zugewiesenen Kompaktklasse erscheinen lassen. Kurzer Überhang vorn, lange Motorhaube und langer Radstand sowie ein nach Art eines Coupés geformtes Dach, das in ein Stummelheck mit Abrisskante mündet. So werden heute sportliche Limousinen geformt. Da ist nichts mehr übrig von dem hausbackenen Charme der Generationen 1 und 2. Das ist ein Auto, bei dem der Preis nicht mehr als Trost für fehlende äußere Werte herhalten muss
Nicht, das der Preis nicht attraktiv wäre. Mit 15.990 Euro für den Einstiegsbenziner in der einfacheren der drei Versionen (Active, Ambition und Elegance) mit dem 1,2 TSI-Benziner, 63 kW / 86 PS und Fünf-Gang-Getriebe liegt der Skoda rund 500 Euro über dem Seat und einen Tausender unterhalb des Golf. Der teuerste Octavia ist der 2.0 TDI Elegance mit 110 kW / 150 PS und Sechs-Gang-DSG für 28.560 Euro.
Man muss nicht so hoch einsteigen, um Stil, Materialien und Verarbeitung im Innenraum als positiv wahrzunehmen. So wird der Octavia zu einem Bespiel für eine neuen Umgang mit preisgünstigen Autos: Wohin das Auge blicken kann, was die Hand berühren kann – alles muss wertig aussehen und sich auch so anfühlen. Im Innenraum ist kein Platz für spürbare Sparmaßnahmen.
Diesem Credo folgend wirkt auch der Innenraum wie der einer Limousine einer höheren Klasse mit dickem, griffigen Drei-Speichen-Lenkrad, klassischen Rundinstrumenten mit einem zentralen kleinen Bildschirm für Bordcomputer- und Navianzeigen, wenn gewünscht das neue Navi mit einem Bildschirm der auf Annäherung reagiert, Chrom, glatten Flächen, Zierteilen und matt gebürstetem Metall. Auch der Innenraum verbreitet so eine Spur sportliche Atmosphäre, besonders in den Versionen mit Leder.
Wenn das Leder auch schnell aussieht – es macht aus den Sitzen keine Sportsitze. Seitenhalt für schnelle Kurven war nicht das vordringliche Entwicklungsziel. Eher schon der Sitzkomfort. Das und die sehr gute Federung empfehlen den Octavia eher als Reise- und nicht als Ersatz-Sportwagen. Zwar lässt sich der Charakter über einen Modus-Schaltknopf auf Normal, Eco und Sport einstellen, doch auch bei der Sport-Einstellung übertreibt er es nicht. Damit lässt er sich agiler bewegen. Aber auch die 180 PS Höchstleistung im 1,8 TSI machen ihn noch nicht zum Renner. Wer mehr will, der muss noch ein bisschen warten – auf den Octavia RS. Doch als nächstes Octavia-Modell steht im Sommer der Kombi an, und auch ein Erdgas-Modell wird wieder kommen.
Zu den übernommenen Eigenschaften aus den Generation 1 und 2 zählt schon immer der Raum. Bei der Generation 3 legt Skoda Wert auf die Feststellung, dass der Neue in dieser Hinsicht fast bei jedem Kriterium mit einem Klassen-Bestwert aufwarten kann, natürlich auch beim Kofferraum mit seinen 590 Litern Inhalt. Der ist unter einer sehr großen, weit öffnenden Heckklappe verborgen und lässt sich durch Umklappen der Rücksitzbank auf 1580 Liter vergrößern, wobei im Laderaumboden eine Stufe bleibt.
Auch bei den Sicherheitstechniken und Assistenzsystemen spielt der Octavia in der Oberliga mit. Adaptiver Abstandsassistent, Frontradar-Assistent, City-Notbremsfunktion, aktiver Spurhalteassistent, Müdigkeitserkennung und Fernlichtassistent sind ebenso möglich wie Verkehrszeichenerkennung und das automatische Längs- oder Quereinparken.
Der Octavia ist längst nicht mehr der arme Verwandte aus Böhmen. Der Marken-Slogan „Simply clever“ bezieht sich nicht mehr auf den Käufer, der so clever war, einen billigen Skoda zu kaufen, in dem VW-Technik steckt. Heute ist der Skoda clever mit vielen Detaillösungen, die den Alltag erleichtern. Der Eiskratzer in der Tankklappe ist da nur das spektakulärste Beispiel.
Jaroslav Mansfeld, bei Skoda Leiter Technikcenter Aggregate, konnte viel Nützliches aufzählen und beendete die lange Liste nach dem Hinweis auf die Möglichkeit, im Innenraum acht Flaschen in Haltern unterbringen zu können, mit sympathisch tschechischem Unterton: „Problähm gelehst“. (ampnet/Sm)
Daten Skoda Octavia 1.6 TDI Ambition mit DSG
Länge x Breite x Höhe (in m): 4,66 x 1,81 x 1,46
Motor: 4-Zylinder-Diesel, 1598 ccm, Common Rail, Turbo
Leistung: 77 kW / 105 PS bei 3000 – 4000 U/min
Maximales Drehmoment: 250 Nm bei 1500 – 2000 U/min
Verbrauch (Schnitt nach EU-Norm): 4,9 Liter/100 km
Kohlendioxidemission: 102 g/km (Euro 6)
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 10,9 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 195 km/h
Leergewicht / Zuladung (maximal): 1338 kg / 625 kg
Max. Anhängelast: 1500 kg
Räder / Reifen: 6,0J x 16 / 205/55 R16
Wendekreis: 10,4 m
Kofferraumvolumen: 590 – 1580 Liter
Basispreis: 22.490 Euro