Die Macher der Volkswagen-Nutzfahrzeuge scheinen ein besonderes Händchen zu haben. Neben dem Transporter und Bus aus Hannover, deren fünfte Modellgeneration inzwischen eine weltweite Fan-Gemeinde aufweisen kann, scheint nun auch ihr Amarok zur Legende auf dem Europäischen Pick-up-Markt werden zu können. Und das, obwohl er für den südamerikanischen Markt konzipiert war und nur in überschaubaren Stückzahlen nach Europe kommen sollte.
Dieses Konzept war nach dem Dakar-Erfolg 2010, bei dem der Amarok international sichtbar als Begleitfahrzeug der Rallye eingesetzt wurde, nicht mehr durchzuhalten. Nun wird er nicht nur in Argentinien, sondern auch in Hannover-Stöcken produziert und 2012 weltweit 84.100 Mal verkauft. In Deutschland ist der Amarok mit rund 35 Prozent inzwischen Marktführer im Pick up-Segment. Der Marktanteil dürfte sogar noch wachsen, denn für die ersten vier Monate entstand ein Verkaufsplus von 18,4 Prozent. In dieses Umfeld startet nun das neue Sondermodell Amarok Canyon. Erst auf dem Salon im brasilianischen Sao Paolo und dann auf dem Genfer Automobilsalon als Studie vorgestellt, kommt nun als Sondermodell zu den Händlern.
Das US-Vorbild der starken, großen und technisch wenig anspruchsvollen Pickups oder Light Trucks in den USA vor Augen, hatte Volkswagen Nutzfahrzeuge zunächst eine domestizierte Variante die den landwirtschaftliche Gebrauch oder den Forstbetrieb im Sinn. Doch der Amarok erarbeitete sich schnell eine Fangemeinde abseits des ländlichen Marktes. Während eine Profi-Jury im Fachmagazin „Jäger“ den Amarok 2012 zum zweiten Mal als das beste Jagdauto mit dem „Goldenen Keiler“ auszeichnete, interessierten sich längst andere für den Pick up.
Er passt auch zum Lebensstil einer größer werdenden Gruppe von Menschen, die eher das Vergnügen als das Nützliche suchen. In Europa lockt der Amarok auch zum entspannten Reisen. Die hohe Sitzposition verschafft einen geordneten, beruhigenden Überblick und vermittelt dem Fahrer die Souveränität, wie sie nur ein großes Auto bieten kann. Die Doppelkabine sorgt zudem für einen besonderen Auftritt im sonnabendlichen Treiben einer kleinen, norddeutschen Großstadt. Breite, Höhe und Länge wollen in den engen Straßen der Altstadt beachtet sein. Durch die gute Übersicht ist das kein Problem – eher amüsant, wenn man sich fragt, ob die anderen wohl an eine Anlieferung denken oder einen Handwerker auf dem Weg zum Einsatzort oder einen Umzug zu sehen meinen.
Der Wocheneinkauf wird zum Erlebnis, wenn man trotz der üblichen Menge fürs ganze Wochenende am Ende glaubt, man habe alles vergessen, weil der Einkauf den Laderaum nicht zu füllen vermag. Die im Vergleich zu einem Personenwagen riesigen Lademöglichkeiten des Amarok (Zuladung bis zu 1,15 Tonnen) lassen eben sogar mehr als einen Monatseinkauf zu.
Der Amarok vereint auf seine Weise einen hohen Nutzwert für rustikale Alltagseinsätze von Jägern, Förstern oder Landwirten ohne Abstriche für den Komfort bei privaten Einsätzen. Eine (gebremste) Anhängelast von 3000 Kilogramm ist zudem ein Top-Wert auch für Caravans und Pferde-Transportanhänger, nicht nur für nützliche Gespanne. Dafür und für die recht flotten Fahrleistungen nimmt man bei der Wahl des 180 PS-TDI-Modells mit einem Gewicht von mehr als zwei Tonnen auch einen Verbrauch von knapp mehr als zehn Litern in Kauf.
Mag es der Norddeutsche seinen „normalen“ Amarok vielleicht protestantisch dezent in Forstgrün, dürfte das Canyon-Sondermodell in den schrillen Mega-Cities Südamerikas und den mondänen Skiorten der Alpen oder des russischen Kaukasus zu einem Erfolg werden. Exklusiv ist dem Canyon die Sonderfarbe „copper orange“ vorbehalten. Und sie ist für dieses Modell beinahe „vorgeschrieben“: Die Ziernähte der eleganten, zweifarbig gestalteten Teilledersitze und des griffigen Lederlenkrades nehmen den orange-roten Farbton der Karosserie auf. Ebenso die Einfassungen der Lüftung und die Gurtbänder.
Zu einem Verkaufserfolg dürfte auch der optional auf dem Dach befestigte Bügel mit vier Fernlichtscheinwerfern beitragen. Bereits ab Werk ist eine All-Terrain-Bereifung auf 17-Zoll-Felgen möglich, die selbst die Straßenbereifung auf 18 Zoll-Felgen um zwei Zentimeter überragt. Volkswagen erwartet als Volumenmotorisierung den 132 kW / 180 PS TDI-Vierzylinder, für den ein Acht-Gang-Automatikgetriebe zur Verfügung steht. Damit kann sich der Fahrer besonders bei aktivierter „Offroad-Funktion“ voll und ganz auf die Berg- und Talfahren über Schnee, Stock und Stein konzentrieren, wenn er ihn nicht lieber zum Cruisen durch die Innenstadt einsetzt. Man kann sich trefflich darüber streiten, in welches Umfeld ein Amarok, besonders als Sondermodell Canyon, gehört. (ampnet/av)
Hallo
toller Bericht, das Auto gefällt mir sehr. Besonders in dem rot, aber ich denke das es für deutsche Straßen einfach zu wuchtig ist.