In den USA ist er die Stütze des Volkswagen-Absatzes, in Deutschland zählt er eher zu den Randerscheinungen in den Zulassungsstatistiken: der VW Jetta. Doch zeigt der Blick aufs große Ganze, dass der Jetta nicht unterschätzt werden darf. Seit seinem Start 1979 als Golf mit Kofferraum wurde der Jetta (zwischendurch auch mal als Bora) rund 14 Millionen Mal verkauft. Im vergangenen Jahr in den USA waren es knapp 200.000 oder 37 Prozent der Volkswagen-Verkäufe.
Mit diesem Absatz ist der Jetta jenseits des Atlantiks heute die Stütze des Geschäfts. Und das soll er mit seiner neuen Version ab 2015 auch noch bleiben, bis Volkswagen ab 2016 mit einem erweiterten Modellprogramm die aktuelle Scharte im US-Geschäft ausmerzen kann. Bisher stehen der Jetta und der US-Passat mit fast zwei Dritteln des Absatzes ganz weit vorn. Schon der Beetle, den man ursprünglich den Amerikanern zugedacht hatte, fällt dagegen mit neun Prozent weit ab und der Wachstumssektor SUV wird nur mit dem Tiguan besetzt, der gerade einmal sieben Prozent zum US-Geschäft beiträgt.
Da wird sich etwas ändern, wie Michael Horn, President von Volkswagen USA jetzt bei der Premiere des Jetta in der Nähe von Washington ankündigte. Neben der klassischen Kofferraum-Limousine Jetta und dem US-Passat sollen die SUV Volkswagen wieder zu Wachstum führen. Der Tiguan ist schon da, tritt aber mit langem Radstand an. Es folgt im Herbst 2016 ein speziell auf den US-Markt zugeschnittenes größeres Midsize-SUV, das die Kunden wieder zurück in die Volkswagen-Ausstellungsräume bringen soll. Außerdem wird man in den USA den Modellzyklus auf fünf Jahre verkürzen.
So gesehen ist das aktuelle Facelift für den Jetta das letzte Modell nach dem alten Zyklus, auch wenn es in Sachen Technik mit neuen Dieselmotoren und neuen Assistenzsystemen eher für die Moderne steht. Was unter dem Blech stattfindet, sieht man dem von außen aber kaum an. Die Änderungen an Gesicht und Heck fielen moderat aus. Europäische Betrachter können durchaus zu dem Schluss gelangen, mehr sei auch nicht notwendig gewesen. Denn die klare und moderne Linie nach Art des Golf verträgt keine spektakulären Änderungen. Am meisten wird noch der Jetta-Fahrer auffallen, der sich für die optionalen Bi-Xenon-Scheinwerfer mit LED-Tagfahrlicht und LED-Rückleuchten entscheidet.
In Deutschland wird es den Jetta nur in einer Ausstattungslinie geben, die der Käufer mit Paketen und Einzelpositionen aus der Aufpreisliste aufwerten kann. Der Einstiegspreis für den handgeschalteten Jetta 1.2 TSI Blue Motion-Technology mit 77 kW / 105 PS mit 16-ZollLeichtmetallrädern und einem Ausstattungsstandard, der der heutigen „Comfortline“ entspricht, wird ab 21.725 Euro kosten. Der Preis entspricht dem des Vorgängers, enthält aber eine umfangreichere Serienausstattung gerade bei den Fahrerassistenzsystemen. In der Serie und als Option werden außer dem Xenon-Licht mit dynamischen Kurven- und Abbiegelicht nun auch die Totwinkel-Warnung und in Kombination mit ihr der „Rear Traffic Alert“, der beim Ausparken den Querverkehr beobachtet sowie der „Front Assist“ zur Vermeidung von Auffahrunfällen angeboten.
Zum Basispreis des Passat hält er damit einen Achtungsabstand von 4.150 Euro. Dabei liegt das Innenraumangebot über dem des Golf – in diesem Zusammenhang fiel der Name Skoda Octavia – und das Kofferraumvolumen ist mit 510 Litern immer noch auf dem Niveau, das dem ersten Jetta einst Aufmerksamkeit bescherte. Der Innenraum kommt jedem vertraut vor, der aktuelle Volkswagen kennt. Doch hat der Jetta einige Eigenheiten. So präsentiert er seine neuen Rundinstrumente in Tubenoptik, bekommt die neue Lenkradgeneration spendiert und glänzt mit Chrom und Klavierlack. Sein Ambiente signalisiert den kleinen Luxus; der Jetta präsentiert sich als die geräumige, aber mit 4,66 Metern Länge immer noch kompakte Limousine für den anspruchsvolleren Fahrer.
Den Amerikanern wird als Top-Motorisierung die Version GLI ein 155 kW / 210 PS und auch eine Hybridversion offeriert werden. In Europa kommen drei TSI-Benziner, also Turbo-Direkteinspritzer mit 1,2 Litern oder 1,4 Litern Hubraum zum Einsatz mit Leistungen zwischen 77 kW / 105 PS und 110 kW / 150 PS. Der neue 2.0 TDI mit 81 kW / 110 PS oder 110 kW / 150 PS wird im Jetta seine US-Premiere erleben. Mit dem Sechs-Gang-Handschalter soll der Normverbrauch im Durchschnitt bei 4,2 Liter Diesel auf 100 km liegen. Mit dem Abgasnachbehandlungssystem SCR (Selective Catalytic Reduction) erfüllen die beiden Diesel heute schon die künftigen strengen US-Abgasnormen (LEV3/TIER3).
Volkswagen erhielt bei den US-Crashtests (US NCAP) eine Bestwertung und sieht auch dem neuen Crashtest des Versicherungsinstituts (IIHS), bei dem das Fahrzeug nur mit einer Ecke frontal auf das Hindernis prallt, gelassen entgegen. Bei der aktiven Sicherheit kommt dem Jetta die Entscheidung zupass, dass nun nur noch die höherwertigere Mehrlenkerachse eingebaut wird.
Fazit: Das Paket, das Volkswagen für die zweite Phase im Modellzyklus des Jetta geschnürt hat, wird im US-Markt helfen, die Lücke bis zum Durchstarten der Marke in Nordamerika zu verringern. Dafür ist diese Modellpflege wohl gerade große genug ausgefallen. Hierzulande ist der Jetta aber kein Fahrzeug, mit dem man Trends hinterherrast, sondern ein gelassener Vertreter des klassischen Limousinen-Konzepts, mit dem man vielleicht nicht auffällt, aber gut reist. (ampnet/Sm)
Daten Volkswagen Jetta 2.0 TDI BMT
Länge x Breite x Höhe (in m): 4,66 x 1,78 x 1,48
Radstand (m): 2,65
Motor: R4-Diesel, 1968 ccm, Turbo, Direkteinspritzung
Leistung: 110 kW / 150 PS von 3500 -4000 U/min
Max. Drehmoment: 340 Nm von 1750 – 3000 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 220 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 8,9 Sek.
ECE-Durchschnittsverbrauch: 4,2 Liter
CO2-Emissionen: 109 g/km, Effizienzklasse A, Euro 6
Leergewicht / Zuladung: min. 1425 kg / max. 590 kg
Kofferraumvolumen 510 Liter
Max. Anhängelast: 1200 kg
Basispreis 1,2 TSI: 21.725 Euro